Am Donnerstag, den 30.4. 2009 war es endlich soweit: Die Burg Hohnstein, etwa 40 km von Dresden entfernt in der Sächsischen Schweiz gelegen, öffnete ihre Pforten für ein verlängertes Wochenende, um Schreberlinge aus der ganzen Republik zum Bundesjugendtreffen zu begrüßen. Und so machte sich auch eine Delegation von insgesamt 13 unerschrockenen Essenern auf den Weg auf die andere Seite unseres Landes. In insgesamt drei Gruppen wurde das Ziel in Angriff genommen, wovon die meisten das Wagnis einer langen Bus-Tour in Kauf nahmen. Dieses Wagnis sollte um 14:30 Uhr auf dem Parkplatz des Musiktheaters in Gelsenkirchen beginnen und erst um 1:30 Uhr enden. Aber soweit sind wir noch nicht...

Nachdem alle ihr Gepäck, inklusive der extra für diese Fahrt erworbenen Buttermilch, verstaut hatten, machten wir uns zusammen mit den Gelsenkirchenerinnen auf den Weg Richtung Dortmund, wo dann der Rest der NRW-Abteilung (Bochum, Dortmund, Wuppertal) eingesammelt werden sollte. Auf dem Weg dorthin versicherte uns unser Busfahrer Dirk, dass wir uns keine Sorgen machen bräuchten, da er mit seinen 37 Lenzen schon seit 20 Jahren Bus fährt. Beruhigend!

Dortmund wurde dann auch ziemlich schnell erreicht, jedoch wurde die Weiterfahrt durch das verspätete Erscheinen unserer Freunde aus Wuppertal verzögert. Grund dafür war, dass jemand es vorzog sein Ableben genau vor dem Zug... - ähm spielende Kinder auf den Gleisen, meine ich natürlich...

Mit noch ein paar freien Plätzen setzte sich dann der Bus wieder in Bewegung, um direkt Richtung Dresden zu fahren - bis auf den kleinen Umweg über Hannover, wo dann die Besatzung komplettiert werden sollte. Doch vorher musste natürlich der obligatorische Stau am Kamener Kreuz mitgenommen werden, was dazu führte, dass wir etwa anderthalb Stunden später als geplant in Hannover waren. Aber die Hannoveraner haben es uns gleich getan und die Wartezeit mit dem Verzehr von handelsüblicher Buttermilch überbrückt...

Mit der Abendsonne im Rücken ließen wir uns dann auch nicht mehr aufhalten und fuhren bis auf die ein oder andere Rauch-/Titzi-/Nachschubhol-Pause unserem Ziel entgegen.

Mit Anhalten des Busses an der Burg war die Reise jedoch noch nicht ganz zu Ende. Da Burgen zumeist - und in diesem Falle eben auch - auf Bergen liegen, musste das letzte Stück zu Fuß absolviert werden. Endlich oben angekommen wurden erst einmal die Zimmer begutachtet. Dabei handelte es sich um zwei Sechs-Bett-Zimmer, welche sich gegenüber lagen. Wären sie nebeneinander gewesen, wäre wahrscheinlich wieder ein Durchbruch thematisiert worden. So wurde nach dem Ablegen des Gepäcks schnell der Speisesaal als nächstes Ziel auserkoren, um das Buffet(t) zu stürmen. Wer schon mal auf solchen Fahrten mit der Schreberjugend unterwegs war weiß, dass die Verpflegung zumeist mehr als nur ein bloßes "Abspeisen" ist. Und so waren auch hier neben Brot mit unterschiedlichem Aufschnitt, diverse Salate und auch warme Speisen angeboten. Das ging also schon mal gut los! Nachdem kurze Zeit später auch der letzte Auto-Nachzügler in Empfang genommen wurde, ließ man den Abend mit einer Gute-Nacht-Buttermilch langsam ausklingen. Denn es stand allen ein anstrengender nächster Tag bevor.

Für den Vormittag standen verschieden sportliche Aktivitäten auf dem Programm. So konnte man sich entscheiden, ob man sich einer der beiden Klettergruppen anschließen wollte oder die Umgebung bei einer Wanderung erkunden wollte, bzw. beim Geocaching, einer modernen Variante der Schnitzeljagd. Außerdem gab es noch die Alternativen, an einer Paddeltour über die Elbe teilzunehmen oder Bogen zu schießen. Nach einer Vorführung des Dresdner Bogenschießvereins, welche auch das Schießen mit altertümlichen Bögen beinhaltete, wurden die Gruppen dann eingeteilt und auf die Reise geschickt. Die meisten Essener teilten sich daraufhin entweder zur Wanderung (einige dachten wohl an einen Sonntagmorgen-Spaziergang) oder zur Paddeltour auf, während ich mir beim Bogenschießen den Unterarm blau schoss...

Berichten zufolge soll bei der Wanderung auch die eine oder andere Steigung genommen worden sein, womit man hätte rechnen können, wenn man bei der Busfahrt auch mal aus dem Fenster geschaut hätte. Das Ziel der Wanderung war die Bastei, jedoch wurden darüber hinaus auf dem Weg wissenswerte Dinge über die Natur vermittelt, z. B. auch dass man gegen sie allergisch sein kann... Selbst als Försterin...

Nachdem sich alle (halbwegs) vom Vormittag erholt hatten, stand als nächstes der so genannte Markt der Möglichkeiten auf dem Programm. Hier wurde vor allem gebastelt und handgewerkelt. So entstanden etliche Freundschaftsbänder, selbst gefärbte Seidenschals und vieles mehr. Zudem wurde Brot selber gebacken, welches neben dem regulären Abendessen zur Beköstigung beitrug. Das abendliche Programm wurde weitgehend offen gehalten, so dass es jedem selbst überlassen war, ob er lieber den angeschlossenen Biergarten, sein Zimmer oder andere Orte zum geselligen Beisammensein nutzen wollte. Die Reihen lichteten sich jedoch (für Schreber-Verhältnisse) relativ schnell, so dass wir uns irgendwann auf unserem Zimmer(n) wieder fanden. Als sich alle schon auf einen baldigen Abschluss des Abends eingestellt hatten, klopfte es plötzlich an der Tür! Um sicher zu gehen, wurde nach der Parole gefragt. Von der anderen Seite der Tür kam ein leises aber bestimmtes "Wanderpokal". Wir waren geschockt. Wer war das? Und woher kannten sie unsere Parole? Und wer oder was ist eigentlich der Wanderpokal? Und wie kann man sich davor schützen?

Nichtsdestotrotz öffneten wir die Tür und sahen zu unserer Freude noch das letzte übrig gebliebene Häufchen Bochumer und Berliner. Sie waren auf der Suche nach einer Herberge und hatten bei uns noch Licht brennen sehen. So ging dann der Abend mit diesem Highlight in die letzte Runde.

So spaßig die Nacht eingeläutet wurde, so ernüchternd war es dann am nächsten Morgen, als entdeckt wurde, dass irgendjemand auf die glorreiche Idee gekommen ist, beide Damenduschen auf unserem Flur die Nacht durch laufen zu lassen. Die Folge war nicht nur eine Überschwemmung in der Dusche, sondern auch eine tropfende Decke im Speisesaal... Somit stand für das ganze Haus 3, in dem wir uns befanden, nur noch die einzelne Herrendusche zur Verfügung. Na super!

Durch das Ausweichen auf andere Häuser kam dann doch noch jeder irgendwie zu seiner Dusche und es konnte ab nach Dresden gehen. Wir Essener waren natürlich - wie immer - die letzten am Treffpunkt. Als dann der Rest nach uns kam, konnte es auch schon losgehen. Nach etwa einer Stunde Fahrt kamen wir gegen 11 in Dresdens Altstadt an. Nachdem wir unseren Piloten, ääh Busfahrer, mehrmals bejubelt hatten, stiegen wir aus, um uns für eine der Stadtführungen bereitzuhalten. Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir uns aussuchen, ob wir lieber an einer Führung durch die traditionsreiche Altstadt oder die modernere Neustadt  teilnehmen wollten. Da wir Essener ja von Natur aus geschichtsinteressiert sind, fiel die Wahl bei allen auf die erste Alternative. So erfuhr man bspw., dass die Semper-Oper gar keine Brauerei ist und dass August der Starke gar nicht stark, sondern eigentlich eher fett war, bzw. stark größenwahnsinnig. Insgesamt wurden wir etwa zweieinhalb Stunden durch die Altstadt geführt und nahmen dabei so allerlei Sehenswürdigkeiten mit, welche uns in interessanter Weise und immer mit einem Augenzwinkern und einer guten Portion Selbstironie vorgestellt wurden. Danke an dieser Stelle an unsere tolle Führererin Grit!

Nach der Führung wurden wir an der Frauenkirche abgesetzt und wir entschieden uns dafür, vor dem Mittag noch einmal kurz dort reinzuschnuppern. Vor dem Gotteshaus sammelte sich schon eine große Menschenmenge, welche das gleiche Ziel verfolgte wie wir. Der Vergleich zum Verkauf diverser Südfrüchte zu einer anderen Epoche dieser Stadt verbietet sich jedoch aus ethischen Gründen. Nach einer doch nicht so langen Wartezeit betraten wir dann geschlossen diese extra wieder für uns aufgebaute Kirche. Der erste Blick hinein verriet, weshalb es sich hier um die "Frauen"-kirche handelt. Wer gerne die Adjektive "dezent", "bescheiden" und "unaufdringlich" benutzt, sollte einen weiten Bogen um dieses Gebäude machen...

Nach dieser bunten Erfahrung machten wir uns mehr oder weniger gemeinsam auf den Weg, noch etwas mehr von Dresden auf eigene Faust zu erkunden. Dabei wurde dann eine nette Fußgängerpassage mit diversen Buden und Imbissständen besucht und es wurden die letzten Einkäufe getätigt, bevor man sich am Elbufer in einem gemütlichen Biergarten niederließ, um das gute Wetter und das schöne Panorama zu genießen. Hier gesellten sich auch noch unsere Freunde aus Bochum dazu und man tauschte sich über die einzelnen Aktivitäten beider Gruppen aus.

Gegen 18 Uhr trafen wir uns wieder alle am Bus, um auf unser Domizil in den Bergen zurückzukehren. Alle freuten sich auf das gemeinsame Grillen und hatten schon die knusprigen Steaks und saftigen Rippchen im Kopf. Leider wurde das Grillen dann aufgrund der hohen Waldbrand-Sicherheitsstufe abgesagt. Schade!

So musste mit dem "normalern" Abendessen vorlieb genommen werden, bevor der Rest des Abends komplett im Zeichen des Mittelalters stand. Jeder der ein Kostüm oder ein mittelalterliches Outfit dabei hatte, warf sich in Schale und so traf man einige Ritter, Wikinger, Burgfräuleins, Hofnarren, Bauern mit roten Hosen und einen Holzfäller ohne Axt. Aber da wir ja eine Familie sind, reicht es ja, wenn einer mittelalterlich gekleidet ist. dadurch sind wir es dann ja alle...

Als Höhepunkt des Abends war die Gauklertruppe Inflammati alias "Schrebers Erben" aus Leipzig eingeladen worden, um uns mit einer Mischung aus Comedy und Akrobatik zu unterhalten. Stand im ersten Teil ihrer Performance noch die Gaukelei im Vordergrund, so überzeugten sie nach einer etwa einstündigen Pause mit ihrer Fackel- und Feuershow. Dem staunenden Publikum wurden so einige "Ahs" und "Ohs" entlockt und man sah auch den Künstlern an, dass sie ihren Spaß hatten.

Danach war der offizielle Teil des Abends vorüber. Nun konnte sich noch am Lagerfeuer aufgehalten werden oder der zur Disko "umgebaute" Speisesaal besucht werden. Wer auf beides keine Lust hatte, setzte sich einfach wieder in den Biergarten und beobachtete von da aus das muntere Treiben. Wie bei früheren Fahrten schon, wurde auch dieses Mal am letzten Abend etwas länger gefeiert als an den vorherigen, so dass die letzten Hartgesottenen erst im Morgengrauen den Weg in die Federn fanden.

Der Rest der Fahrt ist schnell erzählt: Am Sonntagmorgen deckten sich alle noch mit ihren Lunchpaketen ein und packten ihre Siebensachen wieder zusammen. Das Aufräumen der Zimmer ging dann doch schneller vonstatten als befürchtet, so dass wir uns als letzte Gruppe zur Abschlusszeremonie auf dem Burgplatz einfanden. Nach kurzem Warten waren dann auch die anderen Gruppen da und es wurden diverse Fotos der ganzen Truppe gemacht, bei denen wir (fast) alle unsere, eigens für diese Veranstaltung entworfenen, Polo-Shirts trugen. Zum letzten Foto positionierten wir uns im Form des Schreberbäumchens und ließen uns von einem Turm der Burg fotografieren.

Danach machte sich jede Gruppe wieder auf den Weg in die Richtung, aus der sie drei Tage zuvor gekommen war, jedoch um einige Erlebnisse und Geschichten bereichert. Auch unsere NRW-/Hannover-Gruppe setzte sich gegen halb 12 in Bewegung und verlebte eine doch etwas ruhigere Fahrt als noch auf dem Hinweg, was unter anderem auf den fehlenden Buttermilch-Konsum zurückzuführen sein könnte.

Nachdem unsere Weggefährten unterwegs abgesetzt wurden, erreichten wir um 21:30 Uhr wieder den Parkplatz am Musiktheater, den Ort, wo diese Fahrt auch begonnen hatte. Und so schloss sich der Kreis.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass auch diese Fahrt wieder als ein Meilenstein in die DSJ-Fahrten-Historie eingehen wird. Die Teilnehmenden werden sich auch noch in den kommenden Monaten und Jahren die ein oder andere Geschichte und Anekdote erzählen. Diejenigen die dabei waren werden vielleicht ein paar Anspielungen im Bericht entdecken und dabei schmunzeln. Diejenigen die nicht dabei waren, lassen sich dann von denjenigen, die dabei waren, diese Anspielungen erklären und kommen dann beim nächsten Mal selbst mit :-)

Leider war auch dieses Wochenende viel zu kurz, aber ich freue ich mich schon auf das nächste Mal, wo wir zusammen auf Tour gehen. Für den Austausch mit anderen Schreberlingen aus ganz Deutschland wurde eigens eine Social Community eröffnet. Hier kann sich jeder anmelden, auch wer nicht an der Fahrt teilgenommen hat. Die Adresse lautet: http://dsj.yooco.de.

 

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